Freitag, 6. April 2018

"Heim"reise

Heute ist Rückreisetag nach Deutschland. Zur Arbeit.
Aber Norwegen beschenkt mich zum Schluss nicht nur mit einem herrlichen stillen und sonnigen Morgen, sondern auch mit Polarlicht in der vergangenen Nacht. Erst das zweite Mal, daß ich Polarlicht überhaupt gesehen habe. Und zu Beginn war ich mir gar nicht sicher. Der Himmel war bedeckt, es war nur etwas sonderbar hell. Bis ich mir alles zusammengereimt habe, hat es ein Weilchen gedauert. Hinterm Berg hat es etwas heller hervorgeschimmert, das Licht hat sich in den Wolken gefangen und große Flächen des Himmels waren einfach in einem hellen blaugrün erleuchtet. Es hätte auch Licht von der Hauptstraße sein können. Aber das wandert nicht so. Und zwischendrin war wohl mal eine kleine Wolkenlücke, da hat das nordlys kurz hell durchgestrahlt. Überm Fjord hat es die Wolken allerdings in oranges Licht getaucht, ähnlich wie der Widerschein der Straßenlaternen von Narvik. Aber eben direkt hier über meinem Fjord. Ich glaube, mit dem Polarlicht muss ich noch mehr Freundschaft schließen - also ich komme wieder!

Donnerstag, 5. April 2018

Gäste willkommen!


Alles ist heut irgendwie durcheinander. Ich mag gar nicht aufstehen, keine Sonne lockt mich. Es ist trüb, später schneit es auch ein wenig. Bernhof zieht seinen Besuch vor und will schon um 10:30 Uhr da sein. Es ist gut, mit ihm zu reden - er ist der Gutachter für die Eisschäden am Haus. Er wird auch mit Olav, meinem Architekt und Bauunternehmer, sprechen und sie werden vereinbaren, was zu tun ist. Über Geld reden wir später. Scheint aber nicht ausgeschlossen, dass Olav verantwortlich ist. Armer Olav.


Ich mache noch weiterhin etwas "klar Schiff". Dabei stoße ich auf das vorbereitete aber noch nicht fertig gebaute Stockwerksbett. Ok, das ist heut noch drin. Sitzt, passt, wackelt und hat Luft. Es ist halt nur ein Notbett geworden, denn oben kann man zwar schlafen aber nicht sitzen. Außerdem werde ich wohl noch ein Leiterchen bauen müssen. Na, da hab ich wieder was zum tüfteln. Meine große Säge fehlt mir schon, mit der Handkreissäge ist das alles echt mühsam und ungenau. Aber -Schlafmöglichkeiten sind für Gäste jetzt ausreichend vorhanden!

Während des Reste-Mittagessens ist auf dem Fjord einiges los. Ein großer Frachter passiert und dann entdecke ich auf der anderen Seite ein mittelgroßes Boot mit 3 Anhängern. Ob da wieder mal Schwimmstege umziehen? Oder ist bzw. wird das eine Fischfarm? Mit bloßem Auge kann ich kaum was erkennen, aber auch mit dem Fernglas löst sich das Rätsel nicht. Allerdings entdecke ich damit ein kleines Schlauchboot, das heftig über die Wellen hüpfend auf unser Ufer zusteuert. Scheint nach Liland zu wollen.
Als ich etwas später nochmal Ausschau halte, ist alles verschwunden. Bei Google finde ich aber heraus, dass direkt mir gegenüber wohl tatsächlich eine Fischfarm ist. Ich muss das im Sommer vielleicht einmal erkunden.

Von Westen treibt ein ordentlicher Wind am Nachmittag Nebel und Wolken fort. Die Sonne lacht mir zum Abschied nocheinmal. Wäre ich Till Eulenspiegel würde ich auf dem Weg zum Angelplatz nur lachen - denn auf dem Rückweg werde ich soooo einen Rückenwind haben!
Ein letztes Mal schicke ich meine Köder zum Schwimmen. Aber der starke Wind und Ebbe sind keine guten Voraussetzungen für Angelerfolge. Der Köder fliegt (falls er fliegt) nie dahin wo er soll. Und bei Ebbe komme ich nicht bis an eine steile Kante, das ganze Ufer ist dann voller Seetang. Macht nichts - ein Aufenthalt an der frischen Luft bei Sonnenschein hebt allemal die Laune. Auf dem Rückweg trödle ich so dahin, betrachte den Marinesteg genauer, entdecke ein paar Rentiere auf den Klippen und versuche mein Fischglück an Frank Høgås Steg erneut erfolglos.
Die Westseite meines Daches ist jetzt komplett schneefrei. Das Gras ist natürlich welk und gelb, aber ich entdecke ein paar braune Stellen. Ob da noch nichts gewachsen ist? Oder ob da die Erde abrutscht? Na ja, ich werde das im Sommer sehen. Nun werde ich mir noch einen entspannten Restnachmittag in der sonnendurchfluteten Hütte gönnen.



Mittwoch, 4. April 2018

Ich bring dann mal den Müll weg....

Die Sonne lockt schon wieder am Morgen. Aber irgendwie ist die Stimmung anders. Hab ich mich an den Schönheiten sattgesehen? Nein, es hängt ein leichter Schleier in der Luft, kalter Ostwind kräuselt das Meer. Heute wird die Elektrik in der Küche fertiggestellt und eine Dose im Bad verlegt. Das war's dann für heut. Morgen ist mein letzter Tag - am Freitag früh geht's wieder nach Deutschland zurück. Für morgen ist waschen, putzen, aufräumen angesagt - aber wer sagt, dass man damit nicht schon heute anfangen darf? Also Werkzeug aufräumen.
Zum Mittagessen wird mit Gemüse und Bratkartoffeln aufgeräumt und dann gibt's einen gammeligen Filmnachmittag. Darf ja auch mal sein.

Das Wetter wird immer ungemütlicher, kälter und nebliger. Aber es ist trocken. Also gut, dann bring ich halt mal den Müll weg - ein öffentlicher Müllcontainer steht bei Evenestangen. 1/4 mit dem Fahrrad. Man weiß ja nicht, was das Wetter morgen macht. Wo in den letzten Tagen der Schnee angeschmolzen ist, da liegen jetzt blanke Eisplatten. Gegen diese Glätte helfen sogar meine Haftsohlen nichts! Vorsichtshalber nehme ich natürlich mein Angelzeug mit und bade die Köder ein wenig. Ist aber kein Beißwetter. Als der Wind immer kälter, die Finger immer steifer werden und spitzige Eisnadeln angeschossen kommen, breche ich für heute ab und kehre zurück in die warme Hütte.

Ein kleines Feuerchen gibt doch eine behaglichere Wärme als die Klimaanlage und dazu kann ich
Waschwasser auf dem Ofen warm machen. Dann gibt's halt auch noch einen Gammel-Abend...

Leider zerbricht zu guter Letzt die Scheibe der  Terrassentür nun endgültig. Es ist zwar Doppelverglasung, aber dennoch wird es deutlich kälter und außerdem habe ich jetzt Scherben. Morgen soll der Gutachter nochmal kommen.

Dienstag, 3. April 2018

Niser og sei (Schweinswale und Seelachs)

Heute sollte Stian von der Versicherung anrufen. Ich habe gestern  Abend noch eine Nachricht über den Schadensbericht bekommen, aber leider verstehe ich nicht alles und es geht daraus auch nicht hervor, ob bzw. wann was bezahlt wird. Das Thema mit den gefrorenen Fundamenten ist der Versicherung übrigens noch gar nicht bekannt. Er meldet sich aber nicht, obwohl ich seinen Kollegen um Rückruf gebeten habe.
Mein Haus spricht mit mir. Immer häufiger knackst es jetzt an diversen Ecken. Ich kenne das, es ist für ein Blockhaus normal. In diesem Fall aber glaube ich, dass es an den arbeitenden Fundamenten liegt. Taut der Boden etwa? Woran ich das bemerke? Türen, die ich letzte Woche eingestellt habe, klemmen schon wieder. Na, wir werden sehen, wie die Geschichte weitergeht.

Das Meer liegt leicht bewegt in der Mittagssonne. Die Luft ist kalt, aber die Sonne hat schon Kraft. Kein Plätschern ist zu hören, aber die Wasseroberfläche ist dennoch nicht ganz glatt.
Ich habe die Elektrik im Wohnzimmer fertiggestellt - der Stromkreis war zwar fertig, aber noch nicht an den Verteilerkasten angeschlossen. Das wäre jetzt also auch erledigt.
In der Küche gibt es noch einiges Verbesserungspotenzial - sowohl an der der Elektrik, als auch am Abwasser und den Stauräumen. Anfangen? Na gut - erstmal die Elektrik, da bin ich ja schon gut in Fahrt. Außerdem bin ich mit Holz und Sägen im Moment nur suboptimal ausgestattet.

Endlich - nach 16 Uhr bin ich soweit, daß ich mir frei gönnen kann. Evenestangen ich komme! Fische? Es ist so "warm", daß ich unterm Norwegerpullover nur ein T-shirt trage, keine Jacke. Jedoch Mütze und Handschuhe. Kein Wind heute. Ich suche mir ein schönes Plätzchen zum angeln bzw. zum Köder baden. Es ist totenstill. nicht mal Wellen plätschern gegen die Klippen. Das Meer liegt ganz ölig zu meinen Füßen. Und da ist es! Das Schnaufen meiner Freunde der Wale. Sie kommen von den Lofoten den Fjord herein, der hier sehr eng ist. Darum sind sie ziemlich nah. ich bin wieder mal hin und weg. Man kann zwar nie viel sehen, aber dennoch luge ich immer nach den schwarz glänzenden Rücken Ausschau. Sie schwimmen in den Fjord hinein, dann sind sie verschwunden.
Das Schnellboot kommt von Kjeldebotn herüber und holt wohl ein paar Leute ab. Das Flugzeug, das sie gebracht hat, startet schon wieder und fliegt direkt drüber hinweg. Lange nachdem das Boot im Hafen festgemacht hat schwappen die Wellen bis zu mir heran. Man könnte meinen, es wäre ein Tanker vorbeigefahren, dabei war es nur ein mickriges kleines Bootchen.


Als das Wasser wieder ruhig ist, sehe ich viele klein Bläschen in der Bucht. Das wir ein Schwarm Fische sein. Ja - es beißt einer! Der hat tatsächlich meinen Köder geschluckt! Ein mittelgroßer Seelachs (muss zu Hause nachschauen, ob das stimmt) ist es diesmal. Freut mich! Ein wenig mache ich noch weiter und da verfängt sich ein Mini-Seelachs in meiner Angelschnur. Immerhin so fest, daß er mit bis an Land gezogen wird. Netter "Beifang".
Schön - meine Wal-Freunde kommen zurück und spielen noch ein wenig vor der Landzunge. Als sie verschwunden sind, breche ich auch auf.
Ich möchte nochmal bei Randi reinschauen. Sie freut sich und wir radebrechen ein wenig. Leider habe ich mein Mitbringsel vergessen, mach ich halt dann nächstes Mal. Randi lobt mein schreckliches norwegisch. Immerhin verstehe ich doch schon, worum es in etwa geht. Es ist schon spät und ich möchte heimfahren, bevor die Sonne ganz verschwindet; dann wird es sicher kalt. Viola kommt aber grade noch und da frage ich ganz hinterlistig, ob sie vielleicht am Freitag arbeiten muss (sie arbeitet am Flughafen). Nein, sie hat frei. Aber ich bekommen trotzdem mein Taxi-Angebot. Freitag um 5:30 Uhr wird sie oder Viggo mich abholen. Hat geklappt!

Die Sonne ist gerade (ca. 19:30 Uhr) hinter den Bergen verschwunden, taucht aber die schneebedeckten Berge auf der anderen Fjordseite in rosarotes Licht, das sich dann im glatten Wasser spiegelt. Wow - ist das ein herrlicher Anblick! Das denkt sich sicher auch der Seeadler, der auf einer Klippe entspannt.



Montag, 2. April 2018

Traumstufe 1


Wow - ist das heute ein Wetter! Heller Sonnenschein, blauer Himmel, klare kalte Luft. Da muss ich raus! Zur Sicherheit nehme ich natürlich die Angelsachen mit. Ziel: Evenestangen. Natürlich. Die Straße ist trocken und der Wind schiebt mich von Osten her.
Meine Angelversuche sind leider nicht von Erfolg gekrönt, aber ich halte ja auch nicht lange durch. Es ist Ebbe und der Wind treibt eine Menge Tang vor sich her, daher fange ich überwiegend Tang. Vermutlich keine guten Verhältnisse. Macht nichts - die Gegend strahlt so schön, dass ich die Landzunge und die alten Kriegsbunker ein wenig erforsche. Im Winter läßt es sich besser laufen als im Sommer, jetzt sind Steine und Löcher von griffigem Schnee bedeckt.
Wo ich schon mal da bin, umrunde ich auch noch Evenes strand und schaue mal, ob Viggo und Randi da sind. Es scheint gerade Gottesdienst zu sein, als ich an der Kirche vorbeikomme. Nein, die beiden sind nicht zu Hause (Eva erzählt mir später, daß sie in ihrer Hütte in Tårstad sind). Als ich wieder zu Hause bin, verabschiede ich mich von Eva und Ragnar, sie fahren nachher wieder zurück nach Kiruna. Wir sehen uns wieder im Mai.

Zum Mittagessen gibt es den restlichen Fisch von gestern. Das Meer blendet mich, es rollen lange dunkle Wellen durch den Fjord. Könnten auch die Rücken von meinen Walen sein, aber ich glaube nicht, daß sie da sind. Man hört sie nicht. Es ist so eine tolle Sonne, ich muss einfach wieder raus. Hinterm Haus schaue ich nach dem Eis und versuche, mit dem Pflockeisen Stücke weghauen zu können. Ein paar Stückchen Eis kann ich losschlagen, es macht Spaß aber eigentlich ist es völlig sinnlos. Als ich genug habe, setze ich mich im Campingstuhl auf die Terrasse und schaue auf's Meer. Leider ist das doofe Terrassengeländer (Vorschrift) genau auf Augenhöhe. Ich dachte schon ein paar Tage daran, ein Podest zu bauen, damit ich drüber schauen kann. Unterm Haus suche ich nach geeignetem Material - da fallen mir die zum Glück noch nicht verbrannten Paletten ins Auge. Zwei Stück aufeinander gelegt und mein Podest ist fertig! Nun sitze ich an meinem Lieblingsplatz an der Hauswand, hoch genug, um was zu sehen, im warmen Pullover und mit einer winddichten Decke. Genauso habe ich mir das erträumt! Herrlich!
Traumstufe 2 wird wohl leider noch etwas warten müssen. Erst müssen die Eisschäden an der Hütte behoben werden, bevor ich mich an den ersehnten Badestamp wagen kann.

Am Nachmittag habe ich schreckliche Lust auf einen Kuchen, also backe ich mir einfach einen. Danach gibt es Filme. Erst am Abend habe ich Lust, etwas zu tun. Endspurt für die Wohnzimmer-Elektrik. Bei der letzten Steckdose gibt es eine kleine Verzögerung - die funktioniert nicht. Ich muss mich auf Fehlersuche begeben, aber der Fehler ist schnell gefunden und behoben.
Ist das nicht schön - ich muss gar nichts tun! Aber ich kann oder darf alles tun. Und es ist völlig egal, ob oder wann es fertig wird. Und ob es funktioniert oder nicht ist eigentlich auch egal - solange es mich nicht selbst stört. Ich freu mich auf die Rente. Der Countdown-Zähler steht auf 3 Jahre, 2 Monate und 28 Tage....

Und weil es so ein schöner Tag war, gibt es jetzt gaaaanz viele Bilder:





Sonntag, 1. April 2018

Fischessen

Schon früh ist es hell, der Fjord schimmert im trüben Sonnenlicht, der Himmel ist teilweise bedeckt. Sieht nach einem schönen Tag aus. Das denkt sich wohl auch die 12-köpfige Haubentaucherfamilie, die beim Frühstück vorbei schwimmt.
Ich komme ja gar nicht dazu,in Ruhe zu frühstücken, ständig ist was los auf dem Fjord. Ein kleines Motorboot fegt vorbei, sieht aus, als ob Vater und Sohn einen Angelausflug machen. Von der anderen Seite zieht "Moonray", ein großer Erz-Tanker, Richtung Narvik.
Nach dem Frühstück lese ich ein wenig. Meine Tochter meint, ich sei krank (weil ich lese) - ja, vielleicht. Aber hier ist einfach vieles anders....

Am frühen Nachmittag mache ich eine Pause. Ein weiteres Stück Elektrik ist verlegt, vor dem nächsten Abschnitt muss ich erst nachdenken. ich freue mich auf meinen Fisch! Genau nach Vorschrift bereite ich ihn zu. Sieht gut aus, riecht lecker und die Kartoffeln sehen auch appetitlich aus. Mhm - der erste Bissen ist herrlich! Ich wußte gar nicht, daß Fisch so gut schmecken kann! Dann allerdings bekomme ich wieder einen meier üblichen Schluckkrämpfe, der mich für 3/4 h lähmt und vom Essen abhält. Soooo schade, jetzt ist alles kalt.

Während ich auf der Terrasse versuche, mich zu erholen, streicht ein Seeadler im Tiefflug vorbei, in den Fängen ein fettes Stück rosa schimmernder Beute.
Die Enttäuschung  über das entgangene Essen, der warme Sonnenschein und die schmerzenden Hände verleiten mich wieder zum lesen. Schön ist es hier, im warmen Wohnzimmer in der Sonne zu sitzen und beim Aufschauen das Meer zu sehen. Ist allerdings keine leichte Kost, was ich da zu lesen habe, so lasse ich mich auch gerne wieder davon weglocken, als Björnar heraufkommt. Er will nochmal nach dem Rechten sehen, was das Eis angeht. Ja, die Kabel sind in der neuen Außensteckdose eingesteckt. Er wird acht geben und wenn das Eis weit genug zurückgegangen ist, wird er die Kabel ausstecken.
Weiter geht's mit der Elektrik - das Wohnzimmer ist dran. Eigentlich bin ich ganz froh, daß ich von Beruf nicht Elektriker geworden bin (wollte ich mal) - da müssen die Finger ganz schön unter den scharfen Kanten leiden. Insbesondere, wenn man sich so dumm anstellt wie ich, mit der Zange abrutscht und sich voll in den Finger schneidet. Autsch!

So, genug für heute. Schade, ich war gar nicht lange draußen. Die Straße ist abgetaut und trocken, da hätte ich ja ein wenig radeln können. Aber ich war gerade so schön im "flow" mit meinen Kabeln. Hat ja auch was....

Tageskrönung ist die Einweihung der Duschkabine - mit warmem Wasser aus dem Kanister. Fühlt sich wieder gut an.


Samstag, 31. März 2018

Sonnenschein und weißblauer Himmel

Es schneit! Diesmal kommt der Schnee von Osten. Die Straße ist kaum zu erkennen, keine Fahrspur, nicht geräumt. Was ist los mit Frank? Feiner trockener Pulverschnee bedeckt meine Terrasse. Ich kehre sie frei, damit ich mit Hausschuhen raus gehen kann. Aber kaum hab ich mich umgedreht, schon fallen dichte schwere Flocken, so dicht, dass ich kaum das Fjordufer sehen kann. Da war alles kehren umsonst. Dafür düst jetzt Frank mit dem Räumfahrzeug vorbei - guten Morgen!


Brotbacken - frühstücken - elektrifizieren - rumtrödeln, das ist heute mein Programm, das ich auch ziemlich gut einhalte.

Ragnar kommt vorbei um zu fragen, ob ich zum einkaufen mit nach Liland fahren will? Aber gerne! Der Laden liegt am Hafen und hat einen phantastischen Ausblick - insbesondere bei diesem tollen Sonnenwetter! Als wir wieder zurück sind, mag ich nicht wieder an die Arbeit. Auf der Terrasse ist es so schön, dass ich mir einen Stuhl heraushole und im T-shirt (allerdings mit Decke) raussitze. Die Wärmepumpe stört - also schalte ich sie ab. Und dann ist es still. Total still. Die Wellen plätschern sanft gegen das Ufer, Björn und Kjetil unterhalten sich in der Ferne. Ich hab mir hier doch ein schönes Plätzchen Erde ausgesucht!

Irgendwann am Nachmittag, als ich auf dem Schlafboden oben an der Elektrik zu tun habe, sehe ich unten die Schneefräse. Was ich nicht bemerke und erst viel später sehe: die ist zu mir herein gefahren und hat mir einen Weg zum Haus freigemacht - wie aufmerksam!

Am frühen Abend serviert Eva das feudale Abendessen. Kochschinken, Kartoffeln, Rotkraut, diverse Salate, Knäckebrot, Käse. Ich trinke ein Malzbier, dann einen Baileys und danach noch ein Glas Wein. Eva erzählt mir von Abenteuern, die sie erlebt hat, was man ihr gar nicht zutraut! Es ist ein fröhlicher Abend, bis ich dann versuche, meine Hütte wieder zu finden. Den restlichen Salat habe ich mit auf die Reise bekommen, der passt bestimmt morgen zum Fisch.


Freitag, 30. März 2018

Fette Beute!


Ich habe gestern einen Speiskübel mit Schnee gefüllt denn heute soll Waschtag sein. Über Nacht hatte ich gehofft, dass der Schnee schmilzt, leider daneben. Den ganzen Morgen über läuft nun die Kochplatte auf Hochtouren, um das Waschwasser warm zu bekommen. Nebenher baue ich das mitgebrachte Spülbecken ein. Bislang hatte ich nur eine flache Abtropfschale. Das neue Becken ist größer, also muss ich das Loch größer sägen. Ich decke schön den Fußboden ab um das Sägemehl aufzusammeln. Das allerdings weht im ganzen Haus herum, am wenigsten am Fußboden. So ist die Großputzaktion vorprogrammiert - selber schuld!
Endlich ist auch das Waschwasser warm genug. Mangels Waschmaschine (habe ja auch gar kein Wasser dafür) ist Handwäsche angesagt. Kein Problem, wie im Camping....auf dem Küchentisch mit Fjordblick ist das eine feine Sache. Gibt's vielleicht noch mehr Wäsche? Ob sie sauber ist? Ich weiß nicht. Immerhin ist das Waschwasser grau. Und sie hat wieder eine andere Duftnote bekommen. Trocknen soll sie im "hems", also auf dem Dachboden, da ist es deutlich wärmer.

So, die unwichtige Arbeit ist erledigt - zum Mittagessen wird der restliche Kartoffelbrei von gestern verarbeitet und mit Käse überbacken. Grade als ich loslegen will, kommt Besuch aus der Nachbarschaft: Eva, Ragnar und Hund Milton. Schön, freut mich. Eva bringt ein großes Osterei mit Süßigkeiten mit, Ragnar die Zeitschriften der letzten 3 Monate aus dem Postkasten. Es gibt Neuigkeiten - Ragnar ist in Ruhestand gegangen. Freut mich für ihn! Er wird allerdings dieses Jahr noch als Berater für seine Firma tätig und auf diese Weise noch etwas beschäftigt sein. Wir philosophieren noch ein wenig über Eis und Wasser rund um meine Hütte. Zum Abschied habe ich eine Einladung zum Osterschinken-Essen morgen!

Die Sonne lacht und lockt mich. Also Angelzeug und Fahrrad geschnappt - auf zu Evenestangen! Leider gibt es heftigen Gegenwind und ich muss mich ordentlich abstrampeln. Immerhin war das nicht umsonst. An der Landspitze fährt grade ein fetter Tanker vorbei - na ja, so fette Beute hatte ich dann doch nicht erwartet. Und das nächste Schiff ist auch schon in Sicht. Heute probiere ich mal einen anderen Platz, hoffentlich zieht es da nicht so schrecklich. Anscheinend habe ich das letzte mal einen von den kleinen Ködern erwischt, die fliegen nicht so gut. Und bei dem Wind sowieso nicht. Da biegt sich die Rute schon alleine vom Wind. Probieren wir es trotzdem. Beim dritten Wurf gebe ich meinen Köder bereits auf, er scheint schon wieder irgendwo hängen geblieben zu sein. Aber ich kann die Schnur trotzdem Stück für Stück einholen, wird wohl Seetang oder ein Schuh sein. Oder ein Fahrrad??? Uups, ne, es ist ein Fisch! Ein echter Fisch! Ein großer Dorsch (zumindest für meine Verhältnisse). Die Rute biegt sich heftig und so schnappe ich die Schnur mit der Hand und ziehe den Fisch an Land. Wow - ich bin stolz! Auch wenn es vermutlich wieder mal ein "aus-Versehen-Fang" war, denn der Köder hängt seitlich außen am Maul. Dass der Haken überhaupt gehalten hat!? (stolze 1,3 kg wiegt das Tier)


Übermütig und mit Rückenwind radle ich heim. Auf der Westseite ist das Dach schon teilweise abgetaut und das platte Gras kommt zum Vorschein. Aus der Dachrinne trielt ein Bächlein und unterm Haus steht das Hochwasser. Ich versuche, das schon angetaute Eis zu brechen und fortzuschaffen sowie unterm Haus etwas Wasser abzuleiten - leider ziemlich erfolglos.
Ich möchte meine Hütte mal wieder von oben sehen, also steige ich im knietiefen Schnee den Berg hoch. Natürlich breche ich manchmal ein, dann füllen sich die Stiefel mit Schnee. bis zur Stromleitung krabble ich hoch. Dort scheint die Stromtrasse gerodet worden zu sein, überall liegen abgesägte Äste herum. Brennholz! Das werfe ich nun den Berg hinunter, vielleicht kann ich es ja nächsten Winter verfeuern? Schon wieder was erbeutet!

Im Internet suche ich mir Bedienungsanleitungen für meine Trophäe - hab noch nie einen Fisch filetiert! Es klappt einigermaßen. Ist zwar eher "Gemörschel" als Filet, aber die zweite Seite wird schon besser. Und nächstes mal wird's noch besser!  Selbst nach dem filetieren bleiben noch 750 g Fisch übrig. Den Kleinkruscht brate ich mir gleich an, muss doch probieren, wie so ein Fischlein schmeckt - mhm, für Fisch ganz gut. Aber - die ganze Bude stinkt nun natürlich nach Fisch,
Die restlichen Fischteile gehe ich am Ufer entsorgen - die Möwen werden sich freuen. Mittlerweile herrscht wieder ein kleiner Schneesturm und ich friere mir am Wasser die Finger ab!