Montag, 26. März 2018

Dahoam....

...fühle ich mich hier!

Es war spät gestern Nacht - gegen ein Uhr bin ich schließlich ins Bett gekommen, nachdem ich meine Brezen an Jardar und Björn verteilt hatte. Trotzdem wache ich heute ziemlich früh auf so ca. 8 Uhr; es ist schon hell. Meine Wärmepumpe hat die ganze Hütte mittlerweile von 10 auf 20 Grad hochgeheizt - jetzt wird es angenehm.
Zum Frühstück gibt es nur eine Tasse Tee, ich habe noch nicht viel anderes im Haus. Eigentlich will ich heute einkaufen gehen, aber es gibt so viel anderes zu tun. Zuerst wird die Terrasse vom Neuschnee frei gekehrt, dabei entdecke ich das Eis auf den Dielen. Mit dem Spaten rücke ich ihm zu Leibe und schaffe tatsächlich, alles wegzukriegen. Die strahlende Sonne hilft mir dabei. Das gleiche mache ich mit meiner Hühnerleiter, schließlich will ich ja einigermaßen sicher auf- und absteigen können. Unten kann ich gleich weitermachen und einen Pfad zur Straße bahnen. Der Schnee ist kompakt und fest - ideal zum Iglu bauen; nicht so ideal zum wegräumen. So habe ich bald keine Lust mehr, werfe die Schaufel in die Ecke und trample mir nur eine Spur zurecht. Ganz schön warm wird mir dabei.

Es ist so herrlich, dass ich gerne weiter draußen bleibe. Die Fenster zur Terrasse sind ziemlich blind - Regen und Sturm haben ihre Spuren hinterlassen. Mindestens den Fjord würde ich gerne klar sehen - so putze ich die beiden Südfenster und die Verandatüre. Oh je, die innere Scheibe hat einen riesigen Sprung! Das gefällt mir gar nicht, das muss ich mal dem Architekten melden. Sollte doch auf Gewährleistung gehen?


Und nun? Auf zum Wasserloch! Fahrrad auspacken, Anhänger dran schrauben, Wasserkanister einladen und los. An der Quelle angekommen stelle ich fest dass sie total verschneit ist. Ich fahre also zurück, um eine Schaufel zu holen. Ich grabe mich bis zum Wasserschlauch durch - leider ist das Wasser versiegt, eingefroren. Was jetzt? Zurück zu Björnar, um Wasser bitten. Das Fahrrad lasse ich unten am Berg stehen und trage die beiden 25 l-Kanister den steilen Weg hinauf. Björnars Gartenschlauch ist leider eingefroren, zur Abhilfe wird er einfach vor der Verstopfung abgeschnitten.
Die vollen Kanister sind tierisch schwer, daher lasse ich sie alleine den Berg hinunter rutschen. Unten lade ich sie in den Fahrradanhänger ein und schiebe die Fuhre nach Hause. Dort ziehe ich die Wasserkanister mit einem Seil bis an meine Hühnerleiter um sie dann hinauf zu schleppen.

Wieder etwas geschafft! Ich bin ins Schwitzen gekommen. Also setzte ich mich gemütlich in meine Bude, koche mir ein Risotto und genieße die Aussicht. Das Wetter wechselt zwischen Schneetreiben, Sonnenschein und Nebel. Ab und zu zieht ein Schiff vorbei. Fische sehe ich heute keine. Am Berg gegenüber entdecke ich eine Felsnase, die mir bislang noch nicht aufgefallen ist. Aus dem weißen Schnee ragt die Spitze schwarz und scharf hervor.

Neue Hiobsbotschaften:
Olav, mein Architekt, hat sich gemeldet. Ich soll auf Ursachensuche für die gerissene Scheibe gehen. Der Türrahmen hat noch genügend Luft, das Haus hat sich also nicht zu viel gesetzt. Zufälligerweise versuche ich, das Westfenster zu öffnen und bemerke, dass dieses richtig klemmt. Auch das Süd-West-Fenster läßt sich nicht mehr öffnen oder schließen. Irgendwas ist in dieser Ecke faul. Die beiden Fenster sitzen nicht mehr mittig in ihren Rahmen. Hm. Was kann das wohl sein? Ob sich das Haus an genau dieser Ecke senkt? Also - ich muss der Sache auf den Grund gehen, im wahrsten Sinne des Wortes. Ab nach unten - unter dem Haus schaue ich mir die Fundamente an. Ja, man kann tatsächlich etwas feststellen - an den 3 Eckpfosten sind die Fundamente gerissen! Das ist gar nicht gut! Da nachträglich etwas zu verbessern wird bestimmt total schwierig! Hm...

Auch am Nachmittag schneit es immer wieder. Auf längeren Sonnenschein kann ich mich nicht verlassen und so trödle ich im Haus dies und das herum und schiebe die Radtour zum Laden immer weiter vor mir her. Da kommt Björn zu Besuch und erklärt mir die ganze Eis-Geschichte. Wie er es mit dem Heizkabel geschafft hat, zuerst kleine Gräben ins Eis zu schmelzen, und es dann mit einem Pflockeisen Stück für Stück zerschlagen hat. So hat er einen ganz schmalen eisfreien Graben vor die Wand bekommen. Das Eis dürfte gut 1/2 m dick gewesen sein. Den schmalen Graben hat er mit Plastikfolie zugestopft, damit sich kein neues Eis bildet - das Wärmekabel liegt nun am Boden und hält ihn eisfrei.

Nachdem das "dienstliche" geklärt ist, halten wir einen netten gemütlichen Schwatz über dies und das, zum Glück bemüht sich Björn auf englisch. Ich verstehe leider immer noch viel zu wenig norwegisch. Ich würde ihm gerne etwas anbieten, aber außer seinem Wasser habe ich ja nichts im Haus. Es ist trotzdem entspannt und Björn scheint sich hier wohl zu fühlen.
Als er wieder nach Hause aufbricht, schauen wir uns gemeinsam nochmal das Fundament an. Vielleicht hat sich der Boden gar nicht gesenkt, sondern  ist aufgefroren und hat sich gehoben? Björn will demnächst mal sein Lasergerät mitbringen und den Rahmen nivellieren, dann wissen wir, was Sache ist. Abhilfe haben wir dann allerdings noch nicht....

Genug für heute. Ich mag noch etwas Ruhe genießen. Es ist 8 Uhr abends und immer noch nicht dunkel. Im Ofen knistert ein Scheit Birkenholz, verbreitet kuschelige Wärme und aus dem Backofen duftet ein kleines Brot. Was geht's mir doch gut hier!







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